INST Peer-Weiterbildungen 2022–2024

Vom 1.-3. September 2022 findet im kHaus Kaserne Basel die zweite Ausgabe der Peer-Weiterbildung für armutsbetroffene und ehemals obdachlose Stadtführende und Touranbietenden von Sozialen Stadtrundgängen statt. Hierfür organisiert INST verschiedene Workshops zum Fokusthema «Armut und Obdachlosigkeit».

Für einen nachhaltigen gesellschaftlichen Wandel sind unsere Sensibilisierungsangebote gedacht. Für unser Sensibilisierungsprogramm für die breite Öffentlichkeit finden Impulsvorträge und eine Diskussion sowie die Ausstellung «Leben am Limit – obdachlos in Basel» statt.

2. Ausgabe Peer-Weiterbildung 2022: Armut und Obdachlosigkeit

Mehrheitlcih fürhren die Folgen gesellschaftlicher, politischer und ökonomischer Rahmenbedingungen dazu, dass Meschen von Armut betroffen sind.

So sind beispielsweise strukturelle Wohnungsnot und Armut europaweit seit vielen Jahren ein Problem. In vielen Grossstädten spitzt sich die humanitäre Notlage weiter zu. Laut einem Bericht des Europäischen Dachverbands nationaler Organisationen der Wohnungslosenhilfe (FEANTSA) waren 2020 rund 700’000 Menschen in Europa obdachlos – 70 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.

Dieser Problematik und wie obdachlosen Menschen in unterschiedlichen europäischen Städten unterstützt werden, möchten wir dieses Jahr thematisieren. Dazu finden Workshops für Stadtführende und Tourenanbietende sowie Sensibilisierungsprogramme für die Öffentlichkeit statt.

Ziel der Auseinandersetzung ist eine Diskussion mit Betroffenen und Fachpersonen über Wege aus der Obdachlosigkeit in Basel. Wie ist ein menschenwürdiges Leben mit Versorgung, Wohnen und Rückzug möglich? Wie ist die aktuelle Situation in Basel? Welche Konzepte sind in anderen Städten erfolgreich? Ist Housing First die Chance zur Überwindung von Obdachlosigkeit?

Gäste beim Podium sind:

Matthias Drilling, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Heiko Schmitz, Surprise-Stadtführer, lebte vier Jahre auf der Strasse

Lilian Senn, Surprise-Stadtführerin, war mehrere Jahre obdachlos

Renate Alkan, Peer-Betreuerin im Wiener Notquartier Favorita, lebte auf der Strasse, ist Stadtführerin der Backstreet Guides und begleitet heute odachlose Frauen

Mauro Trombini, Wohnbegleitung Housing First, Heilsarmee Basel

Moderatorin ist die Bajour-Reporterin Adelina Gashi

Lilian, Heiko, Benno und Tito lebten insgesamt 14 Jahre lang auf der Strasse – gemeinsam beantworten sie in der Ausstellung Fragen zu den Themen Verpflegung, Schlaf, Hygiene, Hilfsangebote, Unterwegs sein, Rückzug: Wo könnt ihr gratis duschen? Wart ihr einsam? Welche Hilfe ist sinnvoll? Der Fotograf Charles Habib begleitet seit 2018 Personen, die in Basel auf der Strasse leben. Im kHaus wird erstmals seine Reportage-Fotos zu sehen sein.

Austausch und Begegnung

Lilian, Heiko, Benno und Tito sind abwechselnd jeden Tag vor Ort:

Sonntag bis Freitag von 10 – 13 Uhr

Samstag von 13 – 18 Uhr

Fotografien von Charles Habib

Wirkung der Weiterbildungen …

  • Knowhow über den Stand des Diskurses zum Thema Armut und Obdachlosigkeit
  • Aufbau individueller Fertigkeiten und Fähigkeiten in der Kommunikation mit Gruppen und über Körpersprache
  • Professionalisierung der Touren für grössere Reichweite und Wirkung
  • Verbesserung individueller und genereller Rahmenbedingung von Armutsbetroffenen
  • Austausch mit anderen Sozialen Stadtführern:innen und Organisationen von Sozialen Stadttouren
  • Knowhow über den Stand des Diskurses zum Thema Armut und Obdachlosigkeit
  • Knowhow um neue Touren aufzubauen
  • Knowhow Sozialbegleitungen aufzubauen oder bestehende zu verbessern
  • Austausch mit anderen Organisationen von Sozialen Stadttouren und Stadtführenden
  • Abbau von Vorurteilen
  • Reflexion über die Integration der gesamten Gesellschaft
  • Erhöhung Grand an Demokratisierung

Programm 2022

10-17 Uhr Peer-Workshops für Soziale Stadtführende und Touranbietende
18 Uhr Impulsvorträge und Podiumsdiskussion
19.30 Uhr Vernissage Ausstellung «Leben am Limit» & Apéro
10-17 Uhr Peer-Workshops für Soziale Stadtführende und Touranbietende
10-13 Uhr Sechs Stadtrundgänge durch Basel

3. Ausgabe Peer-Weiterbildung 2023: Armut und Bildung

Aus diesem Grund laden wir in der 3. Ausgabe der INST Peer-Weiterbildung die wenigen Akteure im Bereich der Weiterbildung von armutsbetroffenen und obdachlosen Menschen ein, um gemeinsam das Bedürfnis und die Chancen für die berufliche und persönliche Weiterentwicklung der Betroffenen auszuloten.

Bestehende Angebote für die Zielgruppe sind u.a. die Obdachlosen-Uni in Berlin, Strassenkreuzer-Uni des Strassenmagazins Strassenkreuzer in Nürnberg oder das Angebot Uni von Unten beim Verein Planet 13 in Basel. Die Evaluation der Obdachlosen-Uni der Alice Salomon-Hochschule in Berlin im Jahr 2021 zeigte, dass die Organisation einen wichtigen Beitrag zum Empowerment und zur sozialen Partizipation der interessierten Personen leistet.

4. Ausgabe Peer-Weiterbildung 2024: Armut und Frauen

Obdachlose Frauen sind besonders schutzlos und berichten mehrheitlich von jahrelangen Gewalterfahrungen und Abhängigkeiten. Armut und Ausgrenzung betrifft Männer und Frauen, obwohl Frauen einem viel höheren Risiko ausgesetzt sind und mit zunehmendem Alter das Risiko von Armut betroffen zu sein noch steigt.

Über viele Jahre hinweg wurde beim Aufbau von Unterstützungsstrukturen für armutsbetroffene Personen auf die Notlage von Männern fokussiert. Frauenspezifische Angebote werden auch heute kaum angeboten und sind ein grosses Bedürfnis von obdachlosen und armutsbetroffenen Frauen.

In der 4. Ausgabe der INST Peer-Weiterbildung werden wir die strukturelle geschlechterspezifische Ungleichbehandlung bei der Unterstützung von Armutsbetroffenen zusammen mit Betroffenen, Fachpersonen und der Öffentlichkeit beleuchten.

Stadtführerin Lilian Senn
Stadtführerin Lilian SennSurprise-Touren Basel
«Ich bin beeindruckt von der INST-Weiterbildung, weil ich erlebt habe, dass wir viele Betroffene sind. Es ist wichtig, dass wir alle unsere Geschichten von Obdachlosigkeit und Armut erzählen.»
Stadtführer Klaus Seilwinder
Stadtführer Klaus SeilwinderQuerstadtein-Touren Berlin
«Die INST-Weiterbildung in Basel war überwältigend. Ich hatte viele Gänsehaut-Momente und war berührt, dass wir Obdachlose in allen Städten ähnliche Probleme haben.»
Stadtführerin Sandra Yıldız
Stadtführerin Sandra YıldızBackstreet Guides-Touren, Wien
«Bei der INST-Weiterbildung konnte ich viel lernen und mit neuen Kolleg:innen austauschen. Besonders beeindruckend war, dass noch andere armutsbetroffene Frauen ihre Geschichte auf ihren Touren erzählen.»